Liebe Leserinnen und Leser,

das Wochenende neigt sich schwer dem Ende zu und ich starre in die Dunkelheit der Nacht. Das unterscheidet diesen Abend jetzt nicht eminent von anderen, ist aber trotzdem ein guter, herrlich nichtssagender Anfang für einen allzu lang vernachlässigten Blog. Wenn es mal nicht dunkel ist, ist es ziemlich hell. Um nicht zu sagen strahlender Sonnenschein mit tiefblauen Himmeln. Ich wage zu behaupten, dass das blau immer intensiver wird, umso weiter man nach Norden geht (das die Menschen im hohen Norden auch intensiver blau sind, stimmt übrigens auch).

Der Leser  möge sich die Aussicht vorstellen, die man der erschöpfte Langläufer genießt, wenn er aus den Wälder über Oslo den Blick gen Fjord schweifen lässt, geblendet vom glitzernden Wasser. Milde, nach Tannennadeln duftendende Luft strömt in seinen Respirationstrakt. Laktatazidotisch und unterzuckert erlebt er ein tiefes, befriedigendes Glücksgefühl. Wäre er kein Norweger sonder Deutscher und würde er vor 200 Jahren hier stehen, so würde er jetzt dichten:

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dort her sendet er, fliehend, nur
ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
überall regt sich Bildung und Streben,
alles will sie mit Farben beleben;
doch an Blumen fehlt’s im Revier,
sie nimmt geputzte Menschen dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
nach der Stadt zurückzusehen!

Der Langläufer wendet sich wieder dem Tal zu. Stürzt sich todesmutig in die Tiefe. Er weiss, dass es Menschen gibt, die gerne Bäume umarmen. Er gehört nicht dazu. Er versteht, dass die Farben Blau und Weiß in der norwegischen Fahne für Wasser und Schnee stehen, und hofft dass das Rot nicht das Blut der verunglückten Langläufer symbolisiert. Er denkt zu viel. Und bremst zu wenig. Hart schlägt er auf und rutscht weiter bergab. Subarachnoidalblutung, Carotisdissektion, Femurfraktur…kann alles passieren. Denkt er. Macht nix. Weiter gehts…wünschen wir dem Langläufer, dass er noch lang laufen kann.

Zum Schluss noch eins. Ein Ausschnitt aus meinem 10-Seiten Opus, dass ich für meinen Norwegisch Sprachkurs verfassen musste/durfe. Es geht um Klimawandel in Norwegen:

„Å lene seg tilbake og slappe av er uansett ikke den riktige måten å håndtere klimaendringene på. Selv om nåværende klimapolitikk først vil ha effekt på klimaet 30 år frem i tid kan kostnadseffektive, vedvarende og miljøvennlige tiltak vise effekter allerede nå. For eksempel kan støtte av industrien som henger sammen med fornybare energiteknologier skaffe tusenvis av nye arbeidsplasser. Ikke desto mindre trengs seriøs forskning og fremfor alt ansvarsfull utdanning av befolkningen som viktige verktøy for fremgangsrik miljøpolitikk.

I dag kan man si, fra en tyskers perspektiv, at bevisstheten omkring miljøvern og energisparing ikke er spesielt utpreget her i landet. For eksempel slår ikke mange nordmenn av lyset om natten fordi det er „koseligere“ med litt lys. Ett mål må være at Nordmenn lærer seg at de bare vil kunne ha glede av naturen i fremtiden dersom de tar vare på den idag. Kanskje man allerede ser holdningsendringer hos befolkningen, for eksempel når det gjelder plastikkposer, men dette kan selvfølgelig bare være det første skrittet i riktig retning. På den ene siden har man en befolkningen som velter seg i overflod og som er vanskelig å få med på å begrense konsum og behageligheter for å ta vare på naturen. På den andre siden tror jeg nordmenn med kultur for friluftsliv har en god forståelse av viktigheten av naturvern. 

Nordmenn som er så stolte av sin regionale herkomst har nå sjansen å vise at de kan tenke globalt og handle lokalt. De kan bevise at ikke bare ostehøvelen, olje og Ole Einar Bjørndalen er landets hovedeksportprodukter, men også en eksemplarisk miljøpolitikk.“

Und für alle, die sich nicht die Mühe machen wollen alle möglichen Lautverschiebungen hin und her zu machen, die Übersetzung von Google Translate:

„So lehnen Sie sich zurück und entspannen Sie ist auf jeden Fall nicht der richtige Weg zur Bewältigung des Klimawandels. Obwohl die aktuelle Klima-Politik werden die ersten sein, die einen Einfluss auf das Klima 30 Jahre sind, können kostengünstige, nachhaltige und umweltfreundliche Maßnahmen bereits Wirkung. Zum Beispiel, die Unterstützung der Industrie, wächst zusammen mit Technologien für erneuerbare Energien die tausende von neuen Arbeitsplätzen. Dennoch, ernsthafte Forschung ist notwendig, und vor allem, die Bildung der Bevölkerung als wichtige Instrumente für eine erfolgreiche Umweltpolitik. 
Heute kann man sagen, aus deutscher Sicht, das Bewusstsein für Umweltschutz und Energieeinsparung ist nicht besonders deutlich, hier im Land. Zum Beispiel, nicht schlagen viele nordmenn von Licht in der Nacht, weil es „cozier“ mit ein wenig Licht. Ein Ziel muss nordmenn erfahren, dass sie nur dann in den Genuss der Natur in die Zukunft, wenn sie kümmern sich um sie heute. Vielleicht haben Sie bereits die zu einer Veränderung der Einstellungen in der Bevölkerung, zum Beispiel, wenn es darum geht, Plastiktüten, aber dies kann nur der erste Schritt in die richtige Richtung. Auf der einen Seite, einer Bevölkerung, die über suhlen, und das ist schwierig, dazu beitragen, den Verbrauch und Komfort gefragt ist dafür Sorge zu tragen, der Natur. Auf der anderen Seite bin ich der Meinung, nordmenn mit der Kultur von Outdoor-Aktivitäten haben ein gutes Verständnis für die Bedeutung der Erhaltung. 

Nordmenn Wer ist so stolz auf ihre regionale Herkunft hat jetzt die Chance, zu beweisen, dass sie global denken und lokal handeln. Sie können beweisen, dass nicht nur die gestochen Käse, Öl-und Ole Einar Bjørndalen ist das Land, die wichtigsten Exportmärkte Produkte, sondern auch ein vorbildliches Umwelt.“

In diesem Sinne.

Euer David

Verfasst von: sdsnorwegen | Februar 23, 2009

Koselig.

Liebe Leserinnen und Leser!

Es schneit zu viel, sagen die Norweger. Schnee im Wald ist ok, aber nicht in der Stadt, sagen sie. Letztes Jahr lag so wenig Schnee, wie noch nie, sagen sie. Dieses Jahr, dieses Jahr liegt soviel Schnee wie selten zuvor, sagen sie. Für dich ist das toll, sagen sie. Aber wir, wir haben jetzt genug vom ewigen Auto-aus-den-Schneemassen-befreien, sagen sie. Ich habe kein Auto, denke ich. 

Danke Thomas Bernhard!

Ich lese noch immer an „Frost“. Jetzt schon seit vier Jahren, und wenn es so weiter geht auch noch bis zu Thomas Bernhards 30. Todestag. Ich weiss nur eins. Sollte ich irgendwann ein Buch über all das Erlebte schreiben, klaue ich den Klappentext und modifiziere ihn nur ein wenig.  

„Mein Auftrag die Norweger zu beobachten, zwingt mich, mich mit (außer)fleischlichen Tatsachen und Möglichkeiten auseinanderszusetzen. Etwas Unerforschliches zu erforschen. Es bis zu einem erstaunlichen Grad an Möglichkeiten aufzudecken.“

Und mit den (außer)fleischlichen und Möglichkeiten und Tatsachen habe ich mich auch an diesem Wochenende auseinandergesetzt. Und nämlich auf Hüttentour, mit Erstsemestern und dem Besten aus den 80ern, 90ern  und von heute.

Was mache ich als erfolgreicher Autor. Ich klaue bei mir selbst und füge Pointen hinzu. Und verändere die Schlüsselstellen (rot gekennzeichnet). Siehe Vergleich mit dem Text aus dem Semester.

„Am Freitag Mittag ging es gemeinsam mit etwa 60 lustigen Erstsemester-Vikinger-Medizinern (natürlich 80% XX-Chromosomenträgerinnen) unter Zuhilfenahme des öffentlichen Nahverkehrs und Nichtganzsonahverkehrs in die Wälder im Norden Oslos. Bepackt mit seltsam guter Laune und Unkrautvernichtungsmittel (vom Einheimischen “Øl” genannt, diesmal durch besseres Bier in weiser Vorraussich ersetzt) war nach Verlassen des Busses noch eine Strecke von 100km und mehreren tausend Höhenmetern im Tiefschnee zurückzulegen. Dank des deutschen Stechschrittes (welch schönes, historisch unbelastetes Wort aus der “Stech”familie-Stechapfel, Stechuhr, Stechdose, Insektenstech) war die Strecke in 50 min problemlos zu meistern. An der Hütte angekommen, wurde erstmal die Norwegische Fahne gehisst und (unnötige Kleidungsstücke vom Körper entfernt) soviel wie möglich übereinander angezogen. Die internationalen Studenten wurden darauf hingewiesen, dass es kein Strom und keine Toilette im Haus gibt und man bitte davon absehen sollte, die Hütte anzuzünden, was wohl 1996 passiert ist. Meine Person wundert sich noch immer, dass das diesmal nicht passiert ist, bei dem Brand, den die ein oder andere Person am nächsten Morgen hatte. (Kommt man für schlechte Wortwitze eigentlich in die Hölle der schlechten Literaten – und wen trifft man dort?) – der Absatz fällt komplett weg, da mittlerweile die Sauna abgegrannt ist. Und der Autor wundert sich auch über nichts mehr, was nicht passiert ist.

Nachdem man festgestellt hatte, dass man mit 90 Menschen und 30 Betten beim Schlafen definitiv zur Schichtbauweise gezwungen ist, entschloss sich die Mehrheit zum Abendmahl zusammenzukommen. Es gab ein Norweger-Risotto (diesmal mit Bohnen und Unmengen an Zwiebeln) und Wein. Keine Ahnung welche Hanglage das war, definitiv eine Überhanglage (Hangover… ;-) ) (der Satz bleibt drin, weil nachwievor lustig). Danach gabs ein Quiz. Auf norwegisch, mit Fragen die nur Norweger beantworten können. Selbstverständlich hat sich das Team der Internationalen Studenten hervorragend geschlagen. Der Satz fällt weg, weil der Autor mittlerweile lieber bei den Norwegern sitzt.

Ein nicht zu vernachlässigender Teil, des restlichen Abends spielte sich in der Sauna und dem Warmwasserpott (liebevoll und völlig zu recht als Chlamydia-Pool von den Vikingern tituliert und besungen) vor der Hütte ab. Absatz fällt weg, weil die Sauna abgenbrannt ist und die Pumpe vom Pool eingefroren ist.

An dieser Stelle kann ich nur sagen, dass ich mich jetzt, nach einem Monat, in der norwegischen Gesellschaft (samfunn) wirklich integriert fühle und der Austausch ein voller Erfolg ist. Das fällt weg, weil das kompletter Quatsch ist und nur dazu gedacht war, dem Blog eine gewisse seriöse Langweiligkeit zu verpassen.

Ich verändere den Abschnitt also in:

An dieser Stelle kann ich nur sagen, dass ich mich jetzt, nach mehr als 6 Monaten, in der norwegischen Gesellschaft (samfunn) wirklich integriert fühle und der Austausch (samleie) ein voller Erfolg ist

Und ich streiche die Ergänzung (samleie) gleich wieder, weil das kompletter Quatsch ist. Und nur dazu gedacht ist, dem Blog einen gewissen unseriösen Anstrich zu verpassen.

Wer wo und unter welchen Bedingungen geschlafen hat, warum ich drei Stunden gebraucht habe um meine Schuhe wieder zu finden, warum ein Flasche Scotch so gut zu Lagerfeuer und Johnny Cash passt, warum man besser nicht unter dem Tisch schläft und seine  Socken ins Lagerfeuer hält, lasse ich jetzt einfach mal unbeschrieben.

Der Leser darf die leeren Zeilen mit seiner eigenen Phantasie füllen.

 

 

 

 

 

 

Das nächste Mal mehr. Über Elche. Skiwachs. Und das Leben im Allgemeinen.

Verfasst von: sdsnorwegen | Februar 9, 2009

Frozen into coats, white girls of the North.

Liebe Leserinnen und Leser,

nachdem WordPress meinen letzten wunderbaren Blogeintrag kurz vor dessen Veröffentlichung und Vollendung in dem Nirvana der Nullen und Einsen hat verschwinden lassen, war meine kreative Energie und mein Mitteilungswille im Verschwinden begriffen. Dass ich jetzt wieder zu (virtuellem) Papier und Feder greife, ist einem gewissen geistigen Leerlauf zu verdanken. Die Uni bietet bis jetzt nur Anatomi-Undervisning (das übersetze ich jetzt nicht) und der Sprachkurs ist pa grunn av sykdom heute ausgefallen. 

Da das neue Semester wieder angefangen hat, bin ich folgerichtig auch etwas häufiger in der Uni. In den ersten zwei Wochen dreht sich alles um Brain/Head/Neck-Anatomy, so dass ich zu meiner großen Freude auch wieder ein Skalpell in die Hand nehmen darf, um meiner großen Leidenschaft, dem Präparieren, nachzugehen. Det er veldig vanskelig! Das heißt also wieder ran an die alten Anatomieatlanten und Strukturen lernen, auch wenn es einem zum Halse raushängt (der Autor entschuldigt sich hier in aller Form, für diesen geschmacklosen Satz, aber der Autor verliert langsam seinen Sinn für deutschen Humor (dummerweise, ohne sich den norwegischen Humor angeeignet zu haben)).Wo wir gerade bei dem Thema Humor sind:  Meine geliebte Einstiegsfrage „Er du samisk? (Bist du Samin?)“ im Gespräch mit Norwegerinnen habe ich jetzt aufgegeben, nachdem man bzw. frau mir überzeugend versichert hat, das sei „darlig humor“. (Ein kleiner linguistischer Hinweis: Man spricht das HÜMUR aus, HUMÖR heißt nämlich Laune. Man sollte außerdem davon absehen HOREMOR zu sagen, was wohl auch eine Beleidigung ist. Nach dem dritten Bier lässt man als Deutscher also besser von dem Thema Humor ab). Naja, immerhin hat mich die Betreffende auf eine Party eingeladen. Also vielleicht bleibe ich dann doch dabei, politisch brisante Fragen zum Kommunikationseinstieg zu benutzen. Die Party war übrigens auch supert og kjempekoselig (wie der Norweger sagt). Mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass ich mich durch hüfthohen Schnee in die Stadt kämpfen musste, nachdem man den öffentlichen Nahverkehr, aus lauter Schreck vor den Schneemassen, einfach eingestellt hat und dass es ausnahmsweise mal keinen Grund gab seine notfallmedizinischen Kenntnisse einzusetzen. Ich könnte dazu jetzt eine Anekdote erzählen. Eine beispielhafte Geschichte dafür, dass eine Medizinerparty nicht unbedingt der beste Ort ist, um den Abgang zu proben („Wieviel Mediziner braucht man um xy zu machen…100…einer macht alles falsch und 99 schauen zu und wissen alles besser“). Ich will das Thema aber lieber wieder verlassen und mich noch mal der norwegischen Sprache zuwenden.

Heute in der Hobbythek: Flirten pa norsk:

In Norwegen gerät man ja recht häufig in die Versuchung seine Bewunderung für das andere Geschlecht auszudrücken. Wenn man dann nicht in der Lage ist, auf norwegisch irgendwas von H.Ibsen zu zitieren, kann man sich folgender  einfacher Sätze bedienen.(Anmerkung: ab und zu tritt der Fall ein, dass der/die/das Gegenüber zuviel faules Obst gegessen hat und nicht mehr kommunizieren kann, hier empfiehlt es sich getrost gleich Schritt 2* einzuleiten).

Du er så vakker! Du bist so schön.

Jeg liker deg! Ich mag dich.

Jeg elsker deg! Ich könnte mir heute Abend mehr vorstellen.

Er du samisk? ********

Har du en samboer? Bist du vergeben? Wörtlich übersetzt: Hast du einen Mitbewohner? Aber Achtung: Samboer ist ein Mitbewohner, mit dem man das Bett teilt. Wurde von mir 5 Monate lang als Synonym für alle meine Mitbewohner benutzt. 

„Samleie“ heißt zwar wörtlich zusammenliegen. Meint aber wohl eher aktives Zusammenliegen. Also Obacht.

Der Autor rät auch davon ab folgende Wörter  (die sich in Norwegisch-Lexika finden) zu benutzen:

„Lille bamsen“ – Kleines Bärchen

„Søtnos“ – Süsser Berg 

„Sussebass“ – Bussibär

„Kosemose“ – Kuschelmoos

„Kyss på hele deg“ – wörtlich: Kuss auf das ganze „dich“.

(Beim Kartenspielen von „Pikk“ reden.)

Übrigens darf man nie vergessen, dass die deutsche Art und Weise Norwegisch zu sprechen, nicht gerade die Schönste ist (etwa Sachsen-Äquivalent). Sprich: Abzüge in der B-Note.

Hals og Beinbrokk!

David

 

*bleibt der Imagination des Lesers überlassen.

Verfasst von: sdsnorwegen | Januar 19, 2009

Angel in the snow.

Liebe Leserinnen und Leser,

mein neuntes Semester ist um. Und ich schaue zurück auf unzählige Tage in den besten Kliniken Norwegens, ausgebildet von den besten Ärzten Norwegens, mit den besten Patienten Norwegens. Ich habe Sachen gemacht und Situationen erleben dürfen (alternativ:durchgestanden), von denen ich wohl nie gedacht hätte, dass sie mir einmal begegnen. Ich habe mich mit Menschen unterhalten, die ich nicht verstanden habe. Wenn Minuten zu Stunden werden und du lernst Antworten zu geben, die auf jede Frage passen. Ich hatte einige gute und so manchen schlechten Drink. Aber nur 3 mal Spaghetti mit Pesto. Und gestern habe ich meine ersten Tomaten gekauft. Es waren auch drei. Ich fühle mich nicht mehr fremd hier, habe aber die Kultur noch immer nicht verstanden. Glaube ich. Nur eins. Man bleibt hier immer Einwanderer, wenn man mal eingewandert ist (was auch logisch ist). Man kann sich nur verkleiden. So  gibt es wohl kein anderes Land der Welt, in dem man von Frauen auf seinen schönen Wollpulli angesprochen wird. Du blir norsk uten a vaere norsk.

Die Atempause zum neuen Semester ist morgen bereits zu Ende. Zu kurz. Atempause und Pause. Was ist das? Meine alten Kommilitonen aus Heidelberg haben die richtige  Antwort. „Lass uns ein anderes Mal reden, ich muss noch lernen, wie wärs im März, da ist der größte Stress erstmal rum“. Es ist einfach hier oben unsichtbar zu werden. Vor allem wenn es so schneit wie heute. Ein halber Meter lädt zum Versinken ein. Mit Ellioth Smiths „Angel in the Snow“ in den Ohren alleine durch die Schneeberge des menschenleeren Sonntag-Abend-Oslos zu tollen ist ein neues Lebensgefühl. Kalt ist einem dabei nicht. 

Morgen erwartet mich wieder Bürokratie und ein neuer Norwegisch-Kurs. Ach. Und vielleicht laufe ich wieder etwas lang. Ich ziehe Spuren durch den jungfräulichen Schnee und werfe mich alle 20 Meter unwillkürlich hin. Ich nenne das Ausrufezeichen setzen.

========= 0  ============ 0 =========== 0 

Ich muss noch mal das Fenster öffnen und die kalte Nachtluft rein lassen. Und  den ataktischen Satzbau raus.

Liebe Grüße 

D.

 

PS: Ein kleines Video. Mit elektronischer Musik. Einem grausigen Norwegischen Sample. Aber manchmal bahnt sich die Kreativität nach unkreativen Prüfungen solche Wege.

 

Verfasst von: sdsnorwegen | Januar 6, 2009

TILBAKE.

Liebe Leserinnen und Leser,

nach meiner wohlverdienten Winterpause melde ich mit neuer Energie zurück. Mit im Gepäck aus Deutschland habe ich nicht nur 3 kg an wiedererlangtem Körpergewicht, Schinken, Polenwürste, Blutwürste, Linsertorte, Kekse und Gin, sondern auch meine geliebten teutonischen Viren. Sie sorgen momentan dafür, dass ich mir  (dank kräftigem Husten) keine proteinreiche Nahrung kaufen muss. Wie immer denkt mein Körper scheinbar, dass man nur mit erhöhter Temperatur und laufender Nase zu einer guten Prüfungsvorbereitung fähig ist. Er irrt sich…so heisst es ja auch sinnigerweise geistiger Erguss und nicht geistiger Ausfluss. Wie dem auch sein.

So schön es im Schlarafenland zu Hause war, so sehr warb Norwegen auch wieder um meine Gunst, als ich aus dem Flieger stieg. Ein tiefblauer arktischer Himmel empfing mich in Oslo und lies mich so manche Unannehmlichkeit des Fluges vergessen lassen (z.b. fröhliches Plätzewechseln zu Beginn des Fluges, frei nach dem Drehbuch von Loriot; plus 2 Superbayern die mir mit ihrer wundervollen Körperfülle den Blick auf die herrliche Winterlandschaft versperrten.)

Im Studentenwohnheim hat sich nichts verändert. Außer dass auf meinem Gang 2 neue Menschen wohnen. Dank meiner medizinischen Grundbegabung konnte ich sie schnell als weiblich und als Englisch-Native-Speaker identifizieren. Ich bin mir jetzt schon sicher, dass spätestens in 2 Wochen neue Diskussionen über den Putzplan ausbrechen werden. Ohne mich. 

Gute Nacht.

Verfasst von: sdsnorwegen | Dezember 16, 2008

You know you have been in Norway too long when…

Sollte man mal gelesen haben:

You know you have been in Norway too long when…
…you start to believe that if it wasn’t for Norway’s efforts the world would collapse. 

…you only buy your own drink at the bar even when you are with a group of people.

…you can’t remember when to say „please“ and „excuse me“.

…you always prepare to catch the closing door if following closely behind somebody.

…a stranger on the street smiles at you, you assume that:
a) he is drunk
b) insane
c) American
d) all of the above

…you use „Mmmm“ as conversation filler.

…you actually believe that there is no such thing as bad weather, only bad clothing.

…you know Norway’s results in the last three years in the „Melodi Grand Prix“ song contest (Eurovision Song Contest).

…it seems nice to spend a week in a small wooden cottage up in the mountains, with no running water and no electricity.

…you know at least five different words for describing different kinds of snow.

…an outside temperature of 9 degrees Celsius ( 45F ) is mild in mid June.

…you know the difference between Blue and Red ski wax.

…you don’t fall over when walking on ice.

…you associate Friday afternoon with a trip to the Government liquor store.

…you think nothing of paying $50 for a bottle of ‚cheap‘ spirits at Vinmonopolet („the wine monopoly“).

…it’s acceptable to eat lunch at 11.00 and dinner at 15.00.

…it no longer seems excessive to spend $100 on drinks one night.

…you know that „religious holiday“ means „let’s get pissed“.

…you find yourself more interested in the alcohol content than in the name of the wine.

…you enjoy the taste of lutefisk (jelly-like, bad-smelling fish) and cod prepared in any way, including fried cod tongues.

…you like to wrap your hotdog in a cold pancake.

…you associate warm rice porridge with Saturday and Xmas-eve.

…you can prepare fish in five different ways without cooking it.

…you wear sandals with socks.

…your wardrobe no longer has suits, but blue shirts and mustard coloured sportjackets.

…you don’t look twice at business men in dark suits wearing sport socks.

…it feels natural to wear sport clothes and backpack everywhere, including the cinema, bowling alley, and to church.

…you find yourself speaking halfway Swedish with Swedes.

…you can’t understand why foreigners haven’t heard about Bjorn Daehlie.

…you don’t question the habit of always making “matpakke” (sandwich in paper – some sort of lunch packet)

…you know the meaning of life has something to do with the word “koselig” (cosy)

…you get scared when a stranger randomly starts up a conversation with you.

…you can’t stand leaving the country because people everywhere else are so nice, it’s annoying.

…you look away when you walk by people on the street.

…you vigorously defend whaling and enjoy consuming whale meat.

…you have two cars, a cabin and a boat, if not more.

…you think it’s weird if a house isn’t wooden.

…you earn more than you spend.

…you associate Easter with cross-country skiing with friends and family in the familys mountain cabin.

…you are shocked if it’s not 2 months of snow every year, at least!

…you can see mountains and the ocean, no matter where you are.

…you expect all dinner parties and meetings to start precisely on time, if not before.

…you fall 3 meters, and don’t get hurt. If you do, you’re not worried at all.

…you get your hands on Norwegian chocolate and guard it with your life

…you are more afraid of the Customs than terrorists.

…you would rather miss your flight than not have enough time to buy the duty free alcohol quota.

…you order drinks at Gardemonen (Oslo Intl Airport) at 6 am

……you say ”oh well, down it goes” when served bad wine.

…you actually think that fishballs have taste.

…you barbecue when it’s raining.

…you have bad conscience if you’re not outside when it’s sunny

…you get dozy after only two days of sun

…you go for a swim when it’s only 12 degrees Celsius (53F) in the water and claims that it’s “fresh”

…in winter, you go to work in the dark and come home in the dark – while only working eight-hour days.

Verfasst von: sdsnorwegen | Dezember 15, 2008

Winterpause

Liebe Leserinnen und Leser!

Ich verabschiede mich jetzt langsam mal in die Winterpause. 2o09 gehts weiter mit Geschichten aus dem hohen Norden.

Bleibt mir treu!

Verfasst von: sdsnorwegen | Dezember 14, 2008

That’s Leif!

Liebe Leserinnen und Leser!

Die Dunkelheit liegt wie ein schwarzer Mantel über dem Land.Vom Meer zieht eisiger Nebel auf. Es ist totenstill, bis auf die verrückten Spanier, die in der Küche feiern. Meine Ikea-Fackel ist der einzige Lichtbringer, der elektrische Holzofen spendet mir Wärme in meiner kargen Schreibstube. Langsam werden die Vorräte knapp. Der Wein ist leer, der letzte Schinken schon lange verzehrt. Ich muss raus, mit Skiern durch den verschneiten Wald und über zugefrorene Seen – Wölfe jagen….die Einsamkeit, die Abgeschiedenheit des Studentenwohnheims nagt an meinen Nerven. Vielleicht sollte ich die nächste Postkutsche in die Stadt nehmen…

Das war nur ein kleiner Auszug meines großen Norwegen-Romans „That´s Leif!“. Ergreifend, irgendwo zwischen Giono und Tolstoi bewegt sich dieses Meisterwerk – auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn. Lassen Sie sich fesseln…das perfekte Weihnachtsgeschenk.

thats-leif1

PS: Bald kommt die fliegende Postkutsche mit mir nach Hause. Ich freu mich auf euch!

Verfasst von: sdsnorwegen | November 29, 2008

Musik

Verfasst von: sdsnorwegen | November 27, 2008

———————>!

Liebe Leserinnen und Leser,

eigentlich gibt es keinen Grund schwarz zu sehen, aber die sich rar machende Sonne lässt einem momentan wenig Wahl. Leider stellt sich bei mir noch immer keine Winterdepression ein, die mir erlauben würde in Thomas Bernhards Literatur zu versinken und Mahler zu hören. Auch die doch so viel beschworenen Vitaminmangelerkrankungen lassen sich Zeit sich voll zu entfalten. Anstatt von ausfallenden Zähnen geplagt zu werden, erfreut mich eher mein unerschütterlicher vierter Weisheitszahn. Glücklicherweise habe ich jetzt in der Uni ein Plakat entdeckt, auf dem die Odontologen Menschen für Weisheitszahnextraktionen suchen. Das Ganze ist dann natürlich kostenlos. Und natürlich auch schmerzmittelfrei. Das ist nämlich der Sinn des Forschungsprojekts.

Recht schmerzfrei war auch der Besuch meines Freundes Sebastian ( bereits bekannt aus vorigen Blogg- und Pott*-Episoden).

*Insider…

Nach unserem wunderbaren Auftritt in dem Rhein-Neckarfernsehen des Nordens, geisterten wir Donnerstags noch etwas uneffektiv durch die Stadt. Am nächsten Morgen besuchten wir eine äußerst informative Vorlesung über Dehydratation (Deaquatisierung). Zu Sebastians maßlosem Entsetzen vertauschte der Vortragende die Formel von Wasser, also H20, mit der von Wasserstoffperoxid, sprich H202.

Ohne nun ins Detail gehen zu wollen; aber mit rauhen Mengen H202 im Körper leidet man dann unter einen Extremform der Dehydratation. Man dehydriert dann ziemlich plötzlich und in so ziemlich alle Himmelsrichtungen.

Der Freitag Mittag führte uns dann in den Vigelandspark. Hier zeigte Sebastians Kamera ihre wahre Klasse und verwandelte jedes noch so triste Bild in ein farbliches Feuerwerk. Lediglich wenn wir die Kamera auf uns richteten, versagte sie etwas den Dienst. Hatte ich Sebastian im Sucher, erschien regelmäßgi „unterbelichtet“ auf dem Display. Ich wurde von der Kamera dankenswerterweise als „unscharf“ bezeichnet. Tja…

Ziemlich durchgefroren beendeten wir unseren Stadtstreifzug mit einem Stadtbummel. Die Bilder zeigen mich in diversen Jacken und Mützen….
Das Wochenende begrüssten wir dann im (hier in Oslo legendären) Gebäude 9, Floor 6. Endlich ergab sich auch die Chance das selbstgebraute Bier zu verkosten. Die erste (Knall-)Charge enthielt ein ziemlich explosives Gemisch. Nach „Öffnen“ der Flasche hatte man zumindest für wenige Sekunden einen wunderbaren Zimmerspringbrunnen.  Dass das Bier von uns davor als Sogn (das ist das Wohnheim) Slokkdverg (Löschzwerg) tituliert wurde, erwies sich so als sehr passend. 

Nach dem wir die Festivität verlassen hatten, merkte ich , dass ich etwas Ungutes im südlichen Bereich meines Körpers zusammenbraute (!). So beschleunigte sich der Heimweg merklich, dank einer besonderen Form der Propulsion.

Was wir am Samstag gemacht haben, weiß ich nicht mehr. 

Am Sonntag durfte ich dann wieder zur obligatorischen Wanderung einladen. Mit dem Ziel meinen Gast endgültig zu erschöpfen, stiefelten wir Sonntags Morgens los. Weiblich verstärkt wurden wir von Sabrina, einer Kommilitonin von mir. 

Die Wege waren konsequent vereist, was das Vorwärtskommen etwas kompliziert machte. Sebastian zeigte sein Ausrutschtalent in bester Dinner-for-one-Manier. Nach einem spektakulären Sturz war dann endlich für uns Mediziner die Möglichkeit  gekommen unser Fachwissen an ihm zu erprobieren. So gelang es uns auch die heftig blutenden Schnittwunden an den Händen vorbildlich erstzuversorgen. Wie im wahren Leben zeigte der Patient allerdings keine sonderliche Compliance und wehrte sich trotz des hohen Blutverlustes gegen unsere Empathie-Offensive. Stakkars Sebastian!

Am Abend besuchten wir dann einen feinen Jazz-Club in der „City“. Unsere Stimmung wurde leider etwas davon getrübt, dass ich unter dem „Neuer Wein und Zwiebelkuchen“-Feeling litt und Sebastian nicht wirklich ein Jazz-Liebhaber ist.

Ich glaube es war trotzdem ein nettes Wochenende, oder?

Viel Kraft für die nächsten Tage wünsche ich euch….

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